EFB Kolloquium

09.05.2018 | Initiative Automotive


Unter dem Titel „Weiterführende Funktionsintegration in der Prozesskette“ fand am 17. und 18. April 2018 in Bad Boll das Kolloquium Blechverarbeitung der Europäischen Forschungsgesellschaft für Blechverarbeitung statt. Unter diesem Themenschwerpunkt diskutierten ca. 120 Teilnehmer der blecherzeugenden und blechverarbeitenden Industrien die aktuellen Herausforderungen in der Fertigungsprozesskette Blech.

Zu Beginn wurden Visionen einer volldigitalisierten Prozesskette aus Sicht von Blechverarbeitern und Anlagenherstellern aufgezeigt. Teil dieser Vision ist die vollvernetzte Produktion, in der Kennwerte eines jeden Prozessschritts in cloudbasierten Systemen, an die auch Zulieferer angeschlossen sind, abgelegt werden. Die Kennwerte stehen dann für die Prozesssteuerung, Qualitätsverbesserung, Erhöhung der Anlagenausbringung und Optimierung von Wartungsintervallen zur Verfügung. Ausgehend von diesem Blick in die Zukunft wurden die Ansätze und aktuellen Neuentwicklungen der Anlagenhersteller vorgestellt, mit denen die aufgezeigten Visionen umgesetzt werden sollen. Diese Produktionsanlagen sind gekennzeichnet von einer bislang ungekannten Flexibilität, die bereits mit dem ersten Pressenhub qualitätsgerechte Bauteile produzieren, um so auch kleinste Serien wirtschaftlich herstellen zu können. Die Daten, die die Anlagen für diese Leistung benötigen, sollten von allen Prozesskettenbeteiligten bereitgestellt werden.

In der volldigitalisierten Produktion stellt sich die Frage, in welcher Größenordnung Eigenschaftsänderungen des Werkstoffs auftreten können und ob diese in weiteren Prozessschritten, wie z. B. dem Fügen, berücksichtigt werden müssen. Zudem stellt sich die Frage, ob diese Änderungen messtechnisch erfasst, verarbeitet und an folgende Prozessschritte weitergereicht werden müssen. Ein Teil dieser Fragen wurde durch den Beitrag der Salzgitter Mannesmann Forschung GmbH beantwortet. Dazu bildeten die Forscher aus Salzgitter eine Modellprozesskette für die Weiterverarbeitung, bestehend aus Umformung, Fügen und Lackeinbrennprozess, ab. Nach jedem Prozessschritt wurden Mikrostruktur sowie mechanisch-technologische Eigenschaften des Werkstoffs ermittelt und mit dem Ausgangszustand verglichen. Der Charakterisierung des Grundwerkstoffs schloss sich die fügetechnische Bewertung mit den Fügeverfahren Widerstandspunktschweißen und Halbhohlstanznieten an. Die am Ausgangszustand des Werkstoffs ermittelten Prozessparameter wurden dann auf die zusätzlich betrachteten Werkstoffzustände übertragen. Aus der Analyse der auftretenden Effekte ließ sich ableiten, welche der genannten Prozessstufen als maßgeblich für die Verbindungsqualität anzusehen ist und ob dies für weitere Prozessschritte und Bauteileigenschaften relevant ist. Der Beitrag der SZMF fügte sich somit nahtlos in die Veranstaltung ein und zeigt, dass Salzgitter als Technologiekonzern nicht nur die Herstellung innovativer Stähle beherrscht, sondern mit seinem Know-how auch zukünftig weiter aktiv an der Unterstützung der Kunden arbeitet.