EFB Kolloquium 2019 in Bad Boll

22.05.2019 | Initiative Automotive


Unter dem Leitthema „Wirtschaftliche Verarbeitung hochfester Werkstoffe für Leicht- und Funktionsbau“ fand am 2. und 3. April 2019 in Bad Boll das jährliche Kolloquium Blechverarbeitung der Europäischen Forschungsgesellschaft für Blechverarbeitung (EFB) statt.

Im Kontext des Veranstaltungsmottos diskutierten ca. 150 Teilnehmer der blecherzeugenden und blechverarbeitenden Industrie die aktuellen Trends und Neuerungen in den Sektionen „Neue Verarbeitungsprozesse", „Fertigung von hybriden Bauteilen", „Verarbeitung Hochfester Bauteile" und „Funktionalität metallischer und hybrider Strukturen".

Die Beiträge aus Industrie und Forschung zeigten klar, dass Leichtbau in wirtschaftlicher Ausführung insbesondere durch den Einsatz hoch- und höchstfester Stahlwerkstoffe u.a. in Mischbauweise zu Aluminium gelingt und bisherige Ansätze mittels Faserverbundstrukturen wieder in den Hintergrund treten. Der Strukturwandel in der leichtbaudominierten Automobilindustrie von klassischen Verbrennerfahrzeugen hin zu elektrisch angetriebenen Automobilen mit autonomen Fahreigenschaften erfordern kosteneffiziente Leichtbaumaßnahmen, um die deutlich gestiegenen Gesamtfahrzeugentwicklungskosten nicht noch weiter in die Höhe zu treiben.

Bei der Verarbeitung hochfester Bauteile gelingt Leichtbau nur, wenn der darin eingesetzte Werkstoff maximal ausgenutzt wird. Dementsprechend muss die Beanspruchung möglichst genau durch numerische Simulationen vorhergesagt werden können.

Stets verbesserte Simulationswerkzeuge zur Auslegung der Bauteile verlangen dementsprechend nach stetig verbesserten und speziellen Materialkennwerten aus den unterschiedlichen Anwendungsbereichen, wie z.B. dem Crashfall.

Der Vortrag der Salzgitter Mannesmann Forschung GmbH mit dem Titel „Ermittlung dynamischer Werkstoffkennwerte an hochfesten Stahl-Werkstoffen im Rahmen der digitalen Prozesskette“ erläuterte die Anstrengungen in der Werkstoffprüfung um diesen Ansprüchen gerecht zu werden.

Dazu zeigten die Forscher aus Salzgitter am Beispiel hochfester Dualphasenstähle die erzielten Verbesserungen in der Mess- und Prüftechnik, u.a. durch den Einsatz neuester 3D-Kameratechnik zur hochgenauen und ortsaufgelösten Probenverformungsmessung im Hochgeschwindigkeitszugversuch. Zudem konnten durch verbesserte Auswerteverfahren bislang noch nicht bekannte, einheitliche mathematische Zusammenhänge bei der Entwicklung des Zugfestigkeitsverhaltens in Abhängigkeit der Dehnrate für die Klasse der Dualphasenstähle ermittelt werden. Dieses Wissen hilft zum einen zukünftig Versuchsumfänge zu reduzieren und verbessert zum anderen die Prognosefähigkeit von Simulationswerkzeugen durch genauere Vorhersage des dehnratenabhängigen Verfestigungsverhaltens dieser Werkstoffklasse.

Der Beitrag der SZMF reihte sich in die Veranstaltung passend zu Vorträgen anderer Unternehmen ein und zeigt, dass Salzgitter als Technologiekonzern nicht nur die Herstellung innovativer Stähle beherrscht, sondern mit seinem Know-how auch zukünftig weiter aktiv an der Unterstützung der Kunden im Bereich der Anwendungstechnik arbeitet.

Die Beiträge des Kolloquiums sind im EFB-Tagungsband Nr. 48 erschienen, der über die EFB bezogen werden kann. (ISBN 978-3-86776-560-2).